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Ich habe es gewagt. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich hier meine Gedanken äußere, aber das ist ja bisher immer unter uns geblieben und hat nie diesen geschützten Raum verlassen. Abgesehen natürlich davon, dass ich in meinen Meetings hier und Freitags am Tisch nichts verschweige. Nun aber ist es öffentlich.

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Steps, Alkoholikerin und gerne trocken.

Ich glaube, es gibt nicht den Tag X, an dem man trocken ist. Es ist ein Prozess und auch tägliche Achtsamkeit.

Die Vorstellung, ich muss jetzt 5 Jahre keinen Alkohol mehr trinken und dann bin ich trocken, ist einerseits verlockend, aber andererseits auch beängstigend.

So war es zumindest für mich. Ich habe ja immer weniger geschafft, für ein paar Tage nichts zu trinken, wie sollte das den für länger klappen oder gar für immer?

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Mo, Alkoholikerin und Angehörige

Guten Morgen, danke, B., für deinen (gar nicht wirren!) Beitrag. Das sind Gedanken und Gefühle, sehr ähnlich denen, dich mich zurzeit umtreiben.

Meine Oma mütterlicherseits und meine Großtante (beide um die Jahrhunderwende geboren) waren beide ordentliche Schluckspechte. Wenn zu runden Geburtstagen der Bürgermeister zum Gratulieren kam, ist schon mal eine leere Mariacron-Flasche unterm Sofa vorgekullert. Damals fanden wir das alle lustig, eine Anekdote, die jahrzehntelang gerne erzählt wurde.

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Neulich habe ich geschrieben, dass ich irgendwann „die Seiten gewechselt“ habe. Aber ich denke gerade sehr viel über alles nach und muss mich korrigieren. Alkoholsucht und Co-Abhängigkeit gehören zusammen und sind lediglich zwei unterschiedliche Ausprägungen ein und desselben Themas: Sucht.

Guten Morgen. Bärbel hier, Alkoholikerin und trocken.

...Ich finde es spannend, dass hier gerade das Thema Co-Abhängigkeit so oft auftaucht. Denn es beschäftigt auch mich im Augenblick sehr.

Neulich habe ich geschrieben, dass ich irgendwann „die Seiten gewechselt“ habe. Aber ich denke gerade sehr viel über alles nach und muss mich korrigieren. Alkoholsucht und Co-Abhängigkeit gehören zusammen und sind lediglich zwei unterschiedliche Ausprägungen ein und desselben Themas: Sucht.

Als Kind erlebte ich die Alkoholsucht meines ältesten Bruders. Aber dadurch, dass er bei der Bundeswehr sehr schwer psychisch erkrankt war, stand der Alkohol nicht im Brennpunkt der Beobachtung, sondern wurde wie ein „Nebenschauplatz“ seiner psychischen Erkrankung behandelt. Mein jüngster Bruder saß zwei Jahre im Gefängnis (mit 18, ich war 9) wegen Drogenhandels. Er hätte vielleicht eine wesentlich mildere Strafe bekommen, wenn er nicht wegen meiner Eltern verschwiegen hätte, dass er selbst abhängig war.

DASS das so war, habe ich erst viele Jahre später erfahren. Zwei Brüder mit Suchtthematik. Ich lernte meinen Mann kennen. Er kiffte und trank zuviel – mir war das unheimlich und es störte mich, aber geheiratet habe ich ihn trotzdem.

Sein Alkoholkonsum stieg unaufhörlich, während die Kinder aufwuchsen. Irgendwann konnte ich nicht mehr, ich war von allem überfordert, ich ging zu Al-Anon, holte mir Hilfe. 7 Jahre war ich dort.

Als ich zum allerersten mal zu einem Meeting ging und den Raum der Al-Anons suchte, bekam ich von einem AA, der zum parallel stattfindenden Meeting der AAs wollte zu hören: „Ah, bist du a so oane, die wo ned safft, sondern saffe losst?“ Zu Deutsch: „Ah, bist du auch so eine, die nicht säuft, sondern saufen lässt?“ Ich wurde knallrot, war empört und wäre am liebsten geflüchtet. Aber der Satz war gesagt und ich habe ihn nie mehr aus dem Kopf bekommen.

Ich ging zu Al-Anon, bis ich 2000 die Diagnose Lymphdrüsenkrebs bekam. Mein Mann war inzwischen bei den AAs und trocken, die Prioritäten verschoben sich und ich hatte nur Kraft mich um meine Krankheit zu kümmern. Damit war meine Al-Anon Zeit beendet.

Aber jetzt holt mich seit einiger Zeit das Thema wieder ein. Ich erlebe, wie ich selbst überall Verantwortung empfinde und in die Konflikte zwischen meinem Bruder und seinen Töchtern reingezogen werde, um Rat gefragt etc. Dann das Fiasko, das er hier in meiner Familie ausgelöst hat.

Inzwischen habe ich etwas Abstand und es gelingt mir wieder besser zu sehen, was alles nicht MEIN Problem ist, und wo ich auch nichts tun kann. Trotzdem war erstmal das alte: Wie kann ich es lösen? Was muss ich tun? auf der Matte.

Was meinen Bruder angeht, mit dem gerade jeder in irgendeiner Weise Konflikte hat, so denke ich inzwischen: Er ist ebenfalls co-abhängig. Ich habe mich immer gefragt, wie es sein kann, dass unsere gesamte Familie ein Suchtthema hat, nur ER nicht. Er hat nie geraucht, er hat nie getrunken. Es sieht so aus, als sei er außen vor. Als habe er mit all dem nichts zu tun.

Aber wie kann das sein? Kann das überhaupt sein? Nein. Sucht ist eine Familienkrankheit und alle sind involviert. Heute denke ich, mein Bruder war von klein auf in eine Rolle gedrängt worden, die später ich übernommen habe – die Verantwortung für die Familie zu übernehmen und die Stimmung und überhaupt. Es waren nicht meine Eltern, die handelten wenn es brenzlig wurde, sondern er. ER musste mit 17 meinen ältesten Bruder bei Nacht und Nebel zurück zur Kaserne fahren, aus der er getürmt war, weil mein Vater handlungsunfähig war und nur geschrien hat: „das ist Fahnenflucht, du musst sofort zurück, sonst wirst du erschossen“, kriegstraumatisiert wie er war.

Meine Eltern, meine Geschwister, ich – wir alle fragten meinen mittleren Bruder um Rat und wollten wissen was wir zu tun hatten. Er musste für alle und alles eine Lösung finden. Heute ist das sein Job – und er steckt fest in dieser Rolle, handelt wie er immer gehandelt hat – und läuft damit gegen Wände. Familie, Freunde, alle wenden sich ab und er begreift nicht wieso.

Denn Co-Abhängige können mit ihrer Kontrollsucht und dem Dauermanagement für andere, ihrer Umwelt auch das Leben sehr schwer machen.

Ich bin in einer seltsamen Gemengelage von: einerseits lasse ich mich emotional sofort verwurschteln und leide dann mit den anderen, andererseits mische ich mich so wenig wie möglich konkret ein, weil ich denke, Lösungen, die wirklich stimmig sind, kann jeder nur für sich selbst finden. Manchmal weiß ich nicht, ob das richtig ist und ich mich mehr einmischen müsste, aber immerhin haben meine Söhne und Schwiegertöchter und auch die Kinder Vertrauen zu mir, also kann es nicht ganz falsch sein.

Trotzdem meldet sich bei mir der Wunsch, das Bedürfnis zu helfen, zu unterstützen und auch die Co-Abhängigkeit immer wieder. Mein Impuls wäre jetzt, meinem Bruder meine „Erkenntnisse“ zu berichten – aber damit würde ich genau dasselbe machen wie er. Es ist zum Haare raufen – kann man auf dieser Welt eigentlich irgendwas richtig machen?

Tut mir leid, ist vielleicht wirr. Danke und einen guten, trockenen Tag euch allen.

Kathi, Angehörige von 2 Alkoholabhängigen, 31 Jahre

Angefangen hat es in meiner Jungend, dass ich mit Alkohol in Berührung gekommen bin. Meine Mama hatte damals 2 Beziehungen zu 2 Alkoholikern. Eigentlich hätte ich mit diesem Wissen, was dort passiert ist, mein Leben verändern können. Tat es aber nicht.

Wir wohnten damals in dem Ort, wo ich bis zum 10. Lebensjahr gewohnt hatte. Meine Oma, die dort noch immer wohnt hat mir immer geholfenZ auch in der zeit wo es richtig hart wurde.

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Mo, Alkoholikerin (seit sechs Jahren dankbar trocken) und Angehörige

Hallo ihr Lieben alle, ich war ein paar Tage nicht online und habe eure lieben Mails daher erst jetzt gelesen. Danke euch, dass ihr an mich gedacht habt.

Am Wochenende, als mein DOS war, habe ich an euch gedacht und dachte mir bereits, dass ich bestimmt Nachrichten von euch habe. So erinnerte ich mich auch wieder an den 1. August und die Zeit davor und danach im Jahr 2014, wie alles kam, wie es verlief und wie ich trocken und nüchtern wurde.

...weiterlesen "Mo (2020)"

Guten Morgen,

Ich bin tatsächlich oft froh, wenn jemand antwortet auf einen Beitrag von mir. Hier sind ja nicht so viele Angehörige die schreiben, da sind diese Beiträge umso wertvoller für mich. Ratschläge empfinde ich nicht als Schläge, ich kann ja selbst entscheiden, was ich mir davon annehme oder eben nicht.

...weiterlesen "Sabina (2019)"

Hallo von Karin!

Danke für die lieben Glückwünsche, die mich gleich zu Tagesbeginn erreicht haben. Ha, heute gehe ich in das 10. trockene Jahr, es ist immer ein ganz besonderer Tag für mich, wie ein 2. Geburtstag! Ich weiß noch wie heute, wie ich auf dem Stuhl saß auf dem ich gerade auch sitze und mich entschlossen habe, nicht weniger sondern keinen Alkohol mehr zu trinken.

...weiterlesen "Karin (2019)"
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